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30. April 2024 – Bildungsausschuss

Ganztagsgrundschule: Mehr als Betreuung und Mittagessen

Das neue Angebot soll für die Erstklässler mit dem Schuljahr 2026/27 beginnen. Die Schulen sollen dann fünf Tage in der Woche für acht Stunden geöffnet sein und maximal vier Wochen im Jahr geschlossen bleiben. Dafür braucht es Geld, Räumlichkeiten und Personal.

Kinder lernen Plattdeutsch in der Grundschule in Meldorf.
Soll ab dem Schuljahr 2026/27 realisiert werden: Die Ganztagsgrundschule Foto: Landtag, Karsten Blaas

Die Ganztagsgrundschule sei eine große Chance für mehr Bildungsgerechtigkeit, hieß es Ende April in einem Fachgespräch des Bildungsausschusses. Allerdings müsse eine Reihe von Voraussetzungen erfüllt sein, betonten die rund 25 Fachleute: genug Geld, passende Räume, ausreichend geschultes Personal und eine Einbindung von außerschulischen Partnern wie Sportvereinen, Volkshochschulen, und Kultureinrichtungen.

„Der Ganztag kann viel mehr sein als Hausaufgabenbetreuung und Mittagessen“, sagte Ricardo Grams von der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung. Noch fehle aber ein Konzept für eine Schule, „die den ganzen Tag Lebensraum für die Kinder ist“, monierte Annette Jess vom Verband Bildung und Erziehung. „Die Landesregierung hat einen festen Fahrplan“, betonte der CDU-Abgeordnete Martin Balasus. „Eckpunkte mit Qualitätsstandards“ würden bis Ende des Jahres vorliegen. Die Regierung lasse sich zu viel Zeit, entgegnete Christopher Vogt (FDP). Das Konzept „müsste eigentlich vor den baulichen Maßnahmen kommen und nicht danach“. Das sah Martbersaat (SPD) ähnlich: „Man stochert im Nebel, und die Regierung lässt viele Fragen offen.“ „Andere Räumlichkeiten für einen Ganztag, der mehr als Betreuung sein soll“, forderte Kerstin Quellmann von der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft. In einem Klassenraum könne es beispielsweise kein Spielangebot und keine Erholungsphase geben.

Personalsituation schon heute kritisch

„Die fiskalischen Rahmenbedingen sind entscheidend“, so Marc Ziertmann vom Städteverband. Wenn das Land ein derartiges „Leistungsversprechen“ abgebe, müsse es auch das Geld dafür bereitstellen. Das Land will 85 Prozent der anfallenden Kosten übernehmen, 196 Millionen Euro sollen zu dem Zweck zur Verfügung stehen.

Offen ist bislang, wo das Personal für die Extrastunden herkommen soll. Sybilla Nitsch (SSW) mahnte eine konkretere Planung an, „erfordert doch der schulische Ganztag noch mehr pädagogisches Personal, an dem es schon heute vielerorts mangelt“. Außerschulische Partner könnten einspringen, so Thomas Niggemann vom Landessportverband. Die Zusammenarbeit müsse aber „auf Augenhöhe“ ablaufen. Häufig agierten Lehrkräfte nach dem Motto: „Jetzt machen wir richtigen Unterricht, und nachher kommen die Spaßvögel vom Sportverein.“ Annette Berchthold vom Landesverband der Musikschulen wies darauf hin, dass „nur angestelltes Personal“ die pädagogische Arbeit übernehmen dürfe. Aktuell würden Künstler teils als Honorarkräfte beschäftigt – das seien „halblegale Verhältnisse“. Uta Röpcke (Grüne) forderte „einen verlässlichen Prozess“, der Schulen, Schulträger, Jugendhilfe, kulturelle Bildung und Sport einbezieht.